Mägdesprung Geschichte + Literatur
1646 wurde in Mägdesprung eine Eisenhütte gegründet.
Um 1710 musste die unrentable Eisenverhüttung eingestellt werden.
In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Verhüttung mit Erfolg wieder aufgenommen.
Ab 1757 ist sie erneut nachweisbar. Das sich schnell entwickelnde Werk ließ selkeauf- und selkeabwärts neue Produktionsstätten an den Stellen errichten, wo das Selketal Platz dafür bot.
1769 wurde das „Neue Werk“ im Gelände des heutigen Drahtzuges angelegt.
1777 bis 1780 entstanden der I. und II. Friedrichshammer, benannt nach dem damals im Fürstentum Anhalt-Bernburg regierenden Fürsten Friedrich Albrecht.
1782 entstanden der III. Friedrichshammer sowie der Stahlhammer.
1786/87 entstand der IV. Friedrichshammer. Damit erstreckten sich die Werksteile der Mägdesprunger Eisenhütte entlang der Selke auf einer Strecke von mehr als 5 km. Die Hämmer und die Blasebälge der Öfen arbeiteten unter Nutzung der Kraft des fließenden Wassers, zu diesem Zweck gehörten zu jedem Werksteil auch Wasserräder.
Anstelle der ursprünglichen Bezeichnung „I. – IV. Friedrichshammer“ ist heute die Bezeichnung „I. – IV. Hammer“ gebräuchlich.
Eisenhämmer im Selketal
I. Hammer: Ursprünglich Standort eines Frischfeuers und eines Stabeisenhammers.
Nach Einstellung des Betriebes um 1850 wurde hier durch eine wassergetriebene Turbine von 1910 bis 1956 elektrischer Strom erzeugt. Heute stehen auf dem Gelände drei private Wohnhäuser. Reste der alten Produktionsgebäude und Wasserführung sind noch sichtbar.
II. Hammer: Ursprünglich Standort eines Frischfeuers und eines Stabeisenhammers.
1842 bis 1852 (oder 1855) Betrieb einer Achsenschmiede Heute stehen auf dem Gelände zwei Wohngebäude als privater Besitz. Reste der alten Wasserführung sind noch erkennbar.
III. Hammer: Ursprünglich Standort eines Blauofens, 1782 auch Einrichtung eines Frischfeuers, von 1785 bis 1794 eines Sensenhammers und ab 1787 einer Blechschmiede. 1810 Einstellung des Betriebs.
Heute stehen auf dem Gelände drei kleine Wohnhäuser im Privatbesitz, oberhalb davon stehen zwei für Hüttenarbeiter erbaute Mehrfamilienhäuser und dahinter liegt der 1833 angelegte Friedhof des Harzgeröder Ortsteils Mägdesprung.
IV. Hammer: Auch hier befand sich ein Frischfeuer, später ein Blechhammer. Einstellung des Betriebes 1858.
Heute befinden sich auf dem Gelände eine gastronomische Einrichtung und daneben Wohngebäude im Privatbesitz.
Frischfeuer: Das im Mägdesprunger Hochofen gewonnene Roheisen wurde in Holzkohlenfeuer geschmolzen, dabei das teigige oder flüssige Eisen mit langen Eisenstangen gerührt. Infolge des Verbrennens von Kohlenstoff entstand schmiedbares Eisen, das unter einem Hammer zu Stabeisen geformt wurde. Das Mägdesprunger Stabeisen war ein begehrtes Produkt und diente zur Herstellung von Hufeisen, Wagenreifen, Schlossereiartikeln u.a.
Blauöfen: Blauöfen waren eine spezielle Art von Hochöfen, in denen sonst nicht verwertbarer manganhaltiger Spateisenstein (auch Stahlstein genannt) zu so genanntem weißen Roheisen ausgeschmolzen wurde. Dieses Produkt eignete sich sehr gut zur Stahlherstellung, war aber wiederum nicht zum Gießen geeignet.
1812 |
Errichtung eines 16 Meter hohen Obelisken zu Ehren Fürst Friedrich Albrechts von Anhalt-Bernburg als Zeugnis des frühen Mägdesprunger Kunstgusses. |
Bis zur Mitte des Jahrhunderts erhält die um das Hüttenwerk herum entstandene Siedlung eine dörfliche Infrastruktur mit Schule, Kirche, Friedhof, Bäckerei u.a.
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1843-1878 |
Meistermodelleur Johann Friedrich Kureck, durch dessen Wirken die Mägdesprunger Kunstgussproduktion ihren künstlerischen Höhepunkt erreicht. |
1863 |
Nach der Wiedervereinigung Anhalts wählt Herzog Leopold IV. Friedrich das 1829 erbaute Direktionsgebäude als Residenz des Oberherzogtums - "herzogliches Palais".
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1876 | Stilllegung des Hochofens. |
1880 |
Firmenbezeichnung des in privaten Besitz übergegangenen Werkes: "Mägdesprunger Eisenhüttenwerk Wulfert und Wenzel".
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1887 | Mägdesprung erhält Eisenbahnanschluss. |
1902 |
Beginn der Produktion von Gasgeräten, die bis zum Ende des Jahrhunderts eine wichtige Rolle für das Werk spielt.
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1959 |
Nach Aufnahme staatlicher Beteiligung und Umbildung in eine Kommanditgesellschaft trägt der seit 1924 im Besitz der Familie Horn befindliche Betrieb die Firmenbezeichnung: "Eisenhüttenwerk Mägdesprung Carl Horn KG". |
1990 |
Privatisierung des 1972 in einen Volkseigenen Betrieb umgewandelten Werkes.
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2003 |
Eröffnung des um 1860 erbauten Carlswerkes als Museum. |
2007 |
Friedhofskapelle als Pilgerkapelle dem Hl. Paulus geweiht.
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2011 |
Versteigerung des restlichen Areals des ehemaligen Mägdesprunger Eisenhüttenwerkes. |
2012 | Wiedererrichtung des Obelisken |
Literaturhinweise
Presia, Edgar:
Zum 200. Geburtstag von J. Carl L. Zincken.
In: Unser Harz, 1990/06
Presia, Edgar:
350 Jahre Eisenhüttenwerk Mägdesprung.
In: Allg. Harz-Berg-Kalender, 1996
Presia, Edgar:
Hüttenfest 1996 in Mägdesprung
In: Unser Harz, 1997
Presia, Edgar:
Das Kreuz an der Mägdetrappe
In: Allg. Harz-Berg-Kalender, 1999
Reichmann, Mathias:
Die Harzer Eisenhütte unterm Mägdesprung.
Ein Beitrag zum Kunstguss im Nordharz, 2002, verbesserte Neuauflage 2010
Schmidt, Paul:
Die Geschichte der Eisenhütte unterm Mägdesprung.
Herausgegeben vom Eisenhüttenverein Mägdesprung Carl Bischof e.V.,
Quedlinburg 2008
Ludwig, Wolfdieter:
Die Eisenhütte Mägdesprung – ein Industriedenkmal nationaler Bedeutung.
Mägdesprunger Hefte 1, 2009
Börner, Karl-Heinz:
Bergwerke und Hütten in der Harzgeröder Region.
Mägdesprunger Hefte 2, 2009
Ludwig, Wolfdieter:
Der Obelisk von Mägdesprung.
Mägdesprunger Hefte 3, 2009
Ludwig, Wolfdieter
Carl Andreas Bischof
Mägdesprunger Hefte 5, 2012
Watzek, Harald
Die gusseisernen Obelisken von Ullersdorf und Mägdesprung
Beiträge zur Regional- und Landeskultur Sachsen-Anhalts, Heft 58, 2015